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RELIGIONEN. 91 höheren Geistlichen fast ohne Ausnahme fremde Griechen, welche
nur griechisch verstehen und nur griechisch die Messe lesen. Die
Griechen haben viele Schulen, in deren oberen Classen die grie-
chische
Sprache gelehrt wird. Man nennt die Anhänger dieser
Kirche griechisch-orthodoxe. In Syrien stehen sie unter zwei
Patriarchaten, dem von Jerusalem und dem von Antiochien. Der
Patriarch von Jerusalem hat fast ganz Palästina unter sich; eine
Anzahl der ihm untergebenen Bischöfe in partibus infidelium wohnt
im Kloster zu Jerusalem, zur Erhöhung des Glanzes ihres Oberhirten.
Es sind dies die Bischöfe von Sebastîye, Nâbulus, Lydda, Ghazza
und es-Salt. Die Bischöfe von ʿAkka, Kerak, Petra und Bethlehem
wohnen in ihren Diöcesen. Das Patriarchat von Antiochien siedelte
im J. 1531 nach Damascus über und wurde neuerdings nach Beirût
verlegt. Es hat alle Bisthümer von Tyrus bis Kleinasien unter sich,
Damascus, Aleppo, Baʿalbek, Sêdnâya u. s. w. Diese Bischöfe
nennt man heute Matrâne (Metropolitane). Die Griechen sind im
Ganzen als sehr fanatisch bekannt; ihr Hass trifft vor allem die
Lateiner, viel weniger die Protestanten.

Armenier und Kopten gibt es beinahe nur in Jerusalem;
wichtiger ist die jenen verwandte syrisch-jacobitische Kirche.
Die Jacobiten sind Monophysiten, d. h. sie halten an der vom
chalkedonischen Concil verurtheilten Lehre fest, dass in Christo
nur eine Natur enthalten sei; genauer: sie erkennen die verschie-
denen
Naturen an, aber sie behaupten, dass dieselben in Christo zu
einer geworden seien. Den Namen Jacobiten führen sie von einem
gewissen Jacob Baradâi, Bischof von Edessa ( 587), welcher
während der Verfolgung unter Justinian I., in ärmlicher Kleidung
den Orient durchwandernd, für diese Glaubensgrundsätze Bedeu-
tendes
gewirkt hat. Sie gebrauchen, wie die griechische Kirche,
gesäuertes Brod beim Abendmahl und bekreuzen sich nur mit einem
Finger. Die Griechen und Syrer haben die griechische Kalender-
rechnung
; die Mönche rechnen sogar bisweilen noch nach der
seleucidischen Aera (S. 79). Ihre Kirchensprache ist das Altsyri-
sche
. Der Patriarch dieser Kirche hatte früher seinen Sitz eben-
falls
in Antiochien, jetzt in Diârbekr und Merdîn. Dort wohnen
die meisten Jacobiten und sprechen theilweise auch noch Syrisch.
Diese Syrer sind durchschnittlich arm, auch geistig sehr wenig
begabt und ihre Mönche entsetzlich unwissend. Wie die griechi-
schen
, so essen auch die jacobitischen Mönche niemals Fleisch; die
Religion ist übrigens den meisten etwas durchaus äusserliches.

Die römisch-katholische (lateinische) Kirche weist in Syrien
ebenfalls verschiedene Secten auf. Im Allgemeinen sind die katho-
lischen
Geistlichen, Dank der Einwirkung der Propaganda von
Rom und den Anstrengungen so vieler ihrer fränkischen Brüder
in Palästina selbst, den griechischen und syrischen weit überlegen.
Rom hat in den letzten Jahrhunderten grosse Anstrengungen ge-
macht
, um sich im Orient zu befestigen, und es ist ihm gelungen,